Ministerium unterstützt Aufbau eines lokalen Bildungsnetzwerks in Isny

 

 

Ministerium unterstützt Aufbau eines lokalen Bildungsnetzwerks in Isny

Isny hat Projektmittel in Höhe von 93000 Euro für den Aufbau eines lokalen Bildungsnetzwerks (LoBiN) vom Sozialministerium Baden Württemberg bewilligt bekommen. Das Projekt läuft vom 18. Mai 2015 bis zum 31. Dezember 2016. Dazu gehört eine 90–Prozentstelle, die zum 1. September besetzt wird. Ebenso wird eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet. Isny ist unter vielen Bewerbern als einer von neun Modellstandorten in Baden-Württemberg ausgewählt worden, die diese Förderung erhalten. Matthias Hellmann, Kinder-, Jugend- und Familienbeauftragter der Stadt Isny, erläutert, was das für die Bildungslandschaft in Isny bedeutet.

 

Herr Hellmann, wer hat den Antrag für LoBiN gestellt?

Antragssteller waren die Stadt Isny und der Verein Kinder und Jugendarbeit Isny e.V. zusammen. Entstanden ist der Antrag aber unter Beteiligung weiterer Partner. So haben wir uns im Vorfeld mit den Schulleitern von Gymnasium, Werkrealschule und Grundschule am Rain beraten und diesen Antrag gemeinsam ausformuliert. Unterstützung haben wir auch vom Regionalen Bildungsbüro in Ravensburg bekommen. Schlussendlich haben neben der Stadt Isny und uns als großer Jugendhilfeträger die Grundschule am Rain, die Werkrealschule, die Realschule, die Eduard-Schlegel Schule, das Gymnasium sowie die Volkhochschule Isny und die Jugendmusikschule ihre Mitarbeit an einem Bildungsnetzwerk für Isny durch Unterschrift bereits zugesichert. Weitere sollen folgen.

 

Wen oder was will man mit dem Lokalen Bildungsnetzwerk vernetzen? Mit dem Verein Kinder- und Jugendarbeit wird in Isny doch schon vieles koordiniert?

Richtig. Wir als städtischer Partner übernehmen bereits viele Aufgaben der örtlichen Jugendhilfe und sind organisatorisch und personell zuständig für viele Aufgabenbereiche wie die Schulsozialarbeit, die offene Jugendarbeit, den Hort oder die mobile Jugendarbeit. Natürlich stimmen wir uns untereinander eng ab und sind vielfältig in Isny vernetzt.

Dennoch gibt es Bedarf an einer engeren Absprache um auch weitere Akteure, „außerschulische Bildungsträger“, in der gemeinsamen Bildungsaufgabe mitzunehmen und einzubinden. Als Beispiel aufführen möchte ich Vereine, die Jugendarbeit betreiben. Sie leisten mit ihren Angeboten eine wichtige Aufgabe und bieten Räume sich zu entwickeln. Beim Organisieren einer Freizeit oder eines Zeltlagers, eines Konzerts oder einer Party im Jugendhaus, als Jugendgruppenleiter oder Jugendtrainer, bei der Jugendfeuerwehr oder beim Jugendrotkreuz lernt man Dinge, die man sonst nirgends lernt. Wenn der Lebensort Schule einen immer größeren werdenden Zeitanteil im Leben von Kindern und Jugendlichen einnimmt, brauchen wir dringend einen Rahmen, in dem wir miteinander ins Gespräch kommen können. Es gilt die Potentiale außerschulischer Partner zu benennen, diese zu berücksichtigen und für den Erhalt dieser wichtigen Erfahrungsräume für Kinder und Jugendliche zu sorgen. Wenn daraus neue Kooperationsformen mit Schule entstehen oder die Schule Zeitfenster im Stundenplan einplant, damit Jugendliche weiterhin an diesen Angeboten teilnehmen können, haben wir eine ganze Menge erreicht.

 

Anita Gösele vom Fachbereich Bildung in der Stadtverwaltung hat im Gemeinderat berichtet, Isny sei von verschiedenen Seiten im Landkreis sehr ermutigt worden, sich für LoBiN zu bewerben. Was macht Isny so geeignet dafür?

Nennen möchte ich hier den 2007/2008 gestarteten Schulentwicklungsprozess. Begonnen mit dem Bau der Mensa am Schulzentrum und dem Umbau des Gymnasiums, den geplanten weiteren Umbauten der Grundschule, sowie den anstehenden Plänen einer Schule im Verbund aus Werkrealschule und Realschule. All die im weiteren Prozessverlauf aufkommenden Fragen, können durch den Aufbau eines Bildungsnetzwerks unterstützt werden.

Weitere Argumente der Fürsprecher waren die Bündelung vieler Bereiche der öffentlichen Jugendhilfe bei einem Träger. Nicht selbstverständlich für eine Stadt dieser Größenordnung und nur möglich durch viel Engagement, Herzblut und Weitsicht der ehrenamtlichen Vorstände und Mitglieder des Vereins.

Auch die in Isny eingeführte AG Kinder, Jugend und Familie ist ein gutes Argument für den Antrag gewesen. In Isny sind über die Jahre Vertreter der Kommunalpolitik als auch der Schulen in diese AG aufgenommen worden. Wir fangen also nicht von vorne an, sondern können an Bestehendem anknüpfen.

Und natürlich ist der Familienbericht zu nennen. Mit diesem Bericht und den daraus entstanden Handlungsempfehlungen ist der Auftrag verbunden, für eine zukunftsfähige Bildungslandschaft in Isny Sorge zu tragen.

 

Was erhoffen sich die Beteiligten von LoBiN?

Mit vielen der Fragen wären alle an der Bildungsaufgabe Beteiligten früher oder später zwangsläufig konfrontiert gewesen. Durch die Unterstützung des Ministeriums und das Projekt LoBiN können wir früh einen Rahmen gestalten um gut miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir haben für eineinhalb Jahre auch die Möglichkeit dafür eine Personalstelle zu schaffen, die viel Aufbauarbeit übernehmen wird. Aufbauarbeit, die sonst viele andere neben ihrer eigentlichen Tätigkeit leisten müssten. Wir erhoffen uns, einen großen Schritt voranzukommen und Antworten für viele Fragen zu diskutieren, bevor diese Fragen zu brisant werden.

 

In der Gemeinderatssitzung, in der Sie das Projekt vorgestellt hatten, wurde auch nachgefragt, ob ein solches Bildungsnetzwerk Entscheidungen zu den Schulformen in Isny treffen will – Stichwort Gemeinschaftsschule. Welche Rolle übernimmt das Netzwerk hier? 

Eine gute zukunftsfähige Bildung für Kinder und Jugendliche steht im Fokus all der Bemühungen des lokalen Bildungsnetzwerks. Wir wollen die Schulentwicklung durch die Bemühungen unterstützen und ins Gespräch kommen, auf die Belange und Interessen von Schule und außerschulischen Partnern blicken und gute Vereinbarungen treffen. Bildung ist mehr als Schule und genau dafür soll Diskussionsraum geschaffen werden.

 

Was ist die vordringlichste Aufgabe? Womit wird begonnen?

Begonnen wird mit Sicherheit mit einer Bestandsaufnahme. Wer kooperiert bereits wie mit Schule und wenn gibt es da sonst noch? Voraussichtlich, werden wir ab 1. September eine Projektleitung beschäftigen. Diese wird sich erstmal einen Überblick verschaffen müssen, soll aber auch schon bald mit den ersten Aktionen beginnen. Ein Teil unseres Antrags beschreibt auch ein Engagement im Bereich modellhafter Projekte schulischer und außerschulischer Partner. Hier soll Gelegenheit gegeben sein, dass die unterschiedlichen Partner miteinander tätig werden. Da wird mit Sicherheit bereits im Herbst eine erste solche Aktion beginnen. Um die Mitarbeiterin gut zu unterstützen wollen wir eine Steuerungsgruppe gründen, die Aufgaben priorisiert und abstimmt um die Projektlaufzeit von 1 ½ Jahren bestmöglich zu nutzen.