In Isny wird es einen 8er-Rat geben. Mit diesem sollen Jugendliche Demokratie erleben und erlernen und an Kommunalpolitik beteiligt werden. Zum Auftakt gab es einen Workshop unter der Leitung von Partizipationsexperte Udo Wenzl, mit Vertretern der Schulen, der Kinder- und Jugendarbeit Isny der Isnyer Verwaltung, anderer Kommunen und des Kreisjugendrings.
„Unsere Demokratie ist nicht so stabil, wie ich es mir wünschen würde, wir müssen sie stärken“, sagte Bürgermeister Rainer Magenreuter zur Begrüßung. Der 8er-Rat soll zu dieser Stärkung beitragen. Am 2. Dezember 2019 hat der Gemeinderat einstimmig dafür votiert, dieses Jugendbeteiligungs-Instrument zu installieren. Davor lief eine „fast einjährige Werbetour“, wie Matthias Hellmann, Kinder-, Jugend- und Familienbeauftragter für die Stadt Isny erläuterte. Zusammen mit Amtsleiter Frank Reubold vom Fachbereich II hatte er im Gemeinderat, bei den Schulleitungen der weiterführenden Isny Schulen, dem Gesamtelternbeirat, im Kollegenkreis, im Vorstand des Vereins und in der AG Kinder, Jugend und Familie Isny das Konzept vorgestellt sowie Fragen und Rückmeldungen dazu gesammelt. Der Workshop ist nach einem Gemeinderatsbeschluss im Dezember letzten Jahres nun der Start der konkreten Vorbereitungsarbeit.
Der Wunsch nach einem Jugendgemeinderat ist schon oft an Bürgermeister Magenreuter herangetragen worden, wie er erklärt, „allerdings immer von Leuten Ü 60“. Er habe sich diese Idee aber aus den Reihen der jungen Leute um die 20 gewünscht. Es gebe und gab in etlichen Städten Jugendgemeinderäte, die eine Generation lang gut liefen und danach wieder eingeschlafen seien. Er wünschte sich ein Konstrukt, das dauerhaft installiert werden kann. Für Matthias Hellmann, der sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen des Vereins Kinder- und Jugendarbeit schon lange mit dem Thema Jugendbeteiligung beschäftigt, schien der 8er-Rat die richtige Lösung, „so könnte es funktionieren“. Nun geht die Vorbereitung los.
Zum Workshop wurde als Referent Udo Wenzl geladen, der „Erfinder“ des 8er-Rat Konzepts. „Wir wollen auch die mitnehmen, die nicht aus dem Elternhaus dazu motiviert werden“, ist sein Credo. In Jugendgemeinderäten sitzen erfahrungsgemäß vorwiegend Jugendliche, die sich schon engagieren oder eine Vorstellung von Beteiligung haben. Oft sind dies Jugendliche, die das Gymnasium besuchen. Der 8er-Rat ist dagegen ein Gremium aus allen Achtklässlern verschiedener Schularten. In drei großen Konferenzen werden diese an Kommunale Aufgaben und Kommunalpolitik herangeführt und dürfen dann eigene Ideen und Meinungen diskutieren und entwickeln. Am Schluss dürfen sie Ihre Vorschläge dem Gemeinderat vorstellen. Dieser berät dann ob auch Vorschläge umgesetzt werden können. Erwachsene Themenpaten unterstützten dann bei einer Umsetzung.
Wenzls größte Erkenntnis im Laufe seiner Arbeit war: „Wir können zehnmal fordern, dass sich die Jugendlichen beteiligen sollen. Wenn sie nicht wissen, was Kommunalpolitik in ihrer Stadt bedeutet, tun sie es nicht.“ Es gilt also, Jugendlichen die Chance zu geben, „das Politische an Isny zu entdecken“. Und das jedes Jahr neu mit den jeweiligen Achtklässlern. Die Hoffnung ist, dass die Neugierde auf und das Interesse an der Kommunalpolitik erhalten bleiben und weitergepflegt und -getragen werden. „Denn Demokratie lebt vom Mitmachen“, wie Bürgermeister Magenreuter feststellte.
Text: Stadt Isny/Barbara Rau, Matthias Hellmann – Foto: Stadt Isny/Rau